In diesem Jahr ist der 1938 geborene Berliner Musiker Alexander von Schlippenbach gleich zweimal mit dem renommierten Deutschen Jazzpreis ausgezeichnet worden, sowohl als Pianist als auch für sein Lebenswerk. Schließlich hat er seit den 1960er Jahren die zeitgenössischen Spielarten des Jazz ganz entscheidend mitgeprägt und sich solistisch und in den verschiedensten Ensembles weltweite Anerkennung erspielt, nicht zuletzt auch durch viele vom Goethe-Institut organisierten Tourneen auf fast allen Kontinenten. In Deutschland und im angrenzenden Ausland legendär geworden ist die seit 1970 jedes Jahr durchgeführte Winterreise mit Evan Parker am Saxophon und Paul Lovens bzw. Paul Lytton an den Drums. Sie hat jedoch, auch durch die Corona-Epidemie, eine Unterbrechung erfahren.
Nun gibt es sie wieder, allerdings in veränderter Besetzung. Mit dem Pianisten bringen der Baßklarinettist Rudi Mahall und der norwegische Schlagzeuger Dag Magnus Narvesen die Winterreise in einer spektakulären Neuauflage wieder auf die Bühne. Alexander von Schlippenbach schätzt das basslose Trioformat sehr: „Zu meinen frühesten Jazz-Favoriten, die mir auch eine Vorstellung von Klang gaben, gehören sicherlich die Benny Goodman Trios mit Lionel Hampton, Teddy Wilson und Gene Krupa aus den 1940/50er Jahren. Das Fehlen des Basses verleiht der Musik einen gewissen Kontext: mehr Klarheit und Transparenz. Später erhielt ich weitere Bestätigung dafür, indem ich mir Live-Aufnahmen von Cecil Taylor, Jimmie Lyons und Sunny Murray im Café Montmartre anhörte.“
Auch im neunten Lebensjahrzehnt ist Alexander von Schlippenbach vital und kreativ wie ehedem. Wer den schon zu Lebzeiten zur Legende gewordenen Pionier des europäischen Jazz und sein Trio live erleben möchte, darf das heutige Gastspiel seines Trios in der Bastion auf keinen Fall verpassen.