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So 16.08.2020 12:00Poetry ohne Slam - Svea Gross


Bühnenbilder


Bühnenbilder

Da ist die Welt als eine Bühne
Die alles in Bewegung bringt
Die Augenlider der Zuschauenden sind der Vorhang
Der auseinander zu zwei Seiten schwingt
Er gibt den Blick frei auf die Bühne
Auf der alte Bekannten wie du und ich zu finden sind
Und auf eine alltägliche Kulisse
Vor der die Darstellung beginnt
Es schreiten Gestalten über die Bretter
Angepasst ans Bühnenbild
Zu hören ist Lachen, ein Gespräch übers Wetter
Jeder nickt und ist gewillt
Sich der Welt in Farbe und Form zu präsentieren
Sich durchdacht zwischen Hauptdarstellern und Komparsen zu platzieren
Sodass man nie alleine im Lichte des Scheinwerfers steht
Und doch niemand einen als Schattengestalt versteht
Und so schreiten sie hier aneinander vorbei
Jeder von Kopf bis Fuß perfekt kostümiert
Die Kleider, die sie tragen, tragen ihr Inneres nach außen
Jedes Detail beschreibt und typisiert
Mit Gesichtsausdrücken, so aufgesetzt wie durch 'ne Maskenbildnerei
So läuft die Vielfalt aneinander vorbei
Denn man inszeniert, setzt sich gekonnt in Szene
Egal in welcher Lebenslage baut man aus Gerede
Mauern, die abtrennen und abgrenzen
Die abhalten und abbremsen und die hochgezogen
Nur mit dem stolzen Kopf erhoben
Überschaubar sind
Und bleibt da Abstand
Der durchdacht gesetzt wird
Durch das, was man sagt, und das, was man zeigt
Und aus Angst, dass man irgendwie verletzt wird
Bekommt der andere nicht mehr
Als eine zurechtgelegte Ehrlichkeit

Überwundenes und Verständliches eignen sich gut
Um nirgendwo anzuecken
Drum zeigt man lieber Schorf statt Blut
Um niemanden abzuschrecken
Denn selbst im 2-Personen-Stück spielt man auf einer Bühne
Die einen zwar nah zusammen bringt
Doch nicht vergessen lässt, dass die Augenlider
Des Gegenübers eben wie ein Vorhang sind
Denn was wäre, überspielten wir keinerlei Unsicherheit?
Unsere Schritte würden holprig
Und unser ganzer Gang wankend sein
Trügen wir jede Abneigung offen nach Außen
Könnten wir auf Köpfe spucken und es würde noch mehr Regen geben
Und Freundschaften, die wir wutentbrannt in Flammen steckten
Wären dadurch ausgelöscht
So dient die Darstellung als Schutz
Und errichtete Mauern halten Angreifer ab
Man sollte sich dieses bewahren dürfen
Solange es nicht einsam macht
Denn manchmal kann ein wunder Punkt
Ein wunderbarer Berührpunkt zwischen zwei Menschen sein
Und zu riskieren, dass jemand, der dir nah steht
Dir eben leicht auf die Füße tritt, macht weniger allein
Doch hindert das nicht daran, die Welt als eine Bühne zu sehen
Die Augenlider der Zuschauenden als Vorhang zu verstehen
Das, was du ihnen zeigst, und was du schützt, betrifft ganz allein dich
Bespiel' die Welt wie eine Bühne, doch kennen muss diese dich nicht

Svea Gross